Interview mit Karsten von Flower Factory

Wie wurden Sie Florist? Was waren die wichtigsten Schritte Ihrer Karriere?

Das hängt davon ab, ob man den Beruf des Floristen als Handwerk oder als Künstlerbezeichnung versteht. Das Handwerk habe ich als Quereinsteiger gelernt, als ich mein erstes Unternehmen, eine Gärtnerei, erwarb. Als Gärtner war ich zwar vorbelastet, aber dieser Gärtnerei hing auch ein Blumengeschäft an. Mir war und ist immer wichtig, dass ich weiß wie das, was ich von anderen verlange, geht. Also war klar, dass ich mich floristisch bilden musste, um meine damaligen Mitarbeiterinnen anzuleiten! So habe ich das Handwerk gelernt. Ich habe nach einigen Jahren dann die Möglichkeit bekommen, als Produktdesigner für die FLEUROP zu arbeiten und eigene florale Ideen für Kunden zu entwickeln. Da war dann der „Künstler“ in mir geboren. Karriereschritte gab es so gesehen gar nicht, vielmehr immer nur wachsende und neue Herausforderungen, die ich angenommen und daraus gelernt habe und die mich jeden Tag immer noch dazu lernen lassen.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Hochzeiten? Wie ist diese über die Jahre gewachsen?

Uiii, ich würde sagen, das war eine Verkettung von Ereignissen. Schon als Jugendlicher habe ich in meinem sportlichen Ehrenamt Dekorationen für Showveranstaltungen geplant und auf dem Dachboden meiner Eltern ganze Kulissen selber gebaut. Leider hat meinem Berufswunsch Bühnenbildner zu werden „zunächst“ nicht geklappt… So wurde ich Gärtner, Florist, Floraldesigner und habe dann fast 20 Jahre später auf einer ersten Hochzeitsmesse ausgestellt. Da bist dann du, liebe Sarah (Sarah Linow, Hochzeitsplanerin, ebenfalls Luxury Member Mitglied), mir über den Weg gelaufen und hast quasi den Grundstein für meine Leidenschaft zu Hochzeiten gelegt! Denn über die daraufhin nun langjährige Zusammenarbeit habe ich festgestellt, dass ich meinen ursprünglichen Wunsch Bühnenbildner zu werden, nirgendwo anders besser leben konnte als in der Hochzeitsfloristik! Denn was mich heute antreibt ist die stets neue Herausforderung, jedem einzelnen Brautpaar eine ganz eigene Kulisse zu kreieren, in der es am schönsten Tag im Leben den perfekten Auftritt hat.

Welche Bereiche der Hochzeitsfloristik decken Sie ab? Und welcher Teil Ihres Jobs macht Ihnen besonders Spaß?

Ich decke alle Bereiche der Hochzeitsfloristik ab, wobei man die nach meinem Verständnis auch gar nicht voneinander trennen kann. Jede einzelne Blume, die für eine Hochzeit verarbeitet wird, jedes Florale und jedes Stück einer Dekoration ist immer Teil eines liebevoll geplanten Gesamtkonzeptes. Am meisten Spaß macht mir Paare glücklich zu machen, in dem ich Lösungen zur Umsetzung ganz spezieller Wünsche finde!

Was macht Sie so einzigartig? Was ist Ihr Unique-Selling-Point?

Das mich kein bestimmter Stil prägt. So kann ich mich immer voll und ganz und losgelöst von meinem ganz persönlichen Geschmack voll und ganz auf die Wünsche und Vorstellungen meiner Paare einlassen. Nur das zählt für mich, es ist ja schließlich ihre Hochzeit. Ein Brautpaar muss sich immer mit dem Dekorationskonzept identifizieren können! Zudem habe ich neben floristischem Fachwissen auch technischen Sachverstand für Baulichkeiten und Erfahrung in der Planung und Ausführung großer Dekorationen auch im Ausland. Das macht es mir möglich groß und über den floristischen Tellerrand hinaus zu denken!

Wann sollte sich das Brautpaar bei Ihnen melden?

Das hängt natürlich immer vom Umfang und Aufwand einer Dekoration ab. Wenn Gerüste, Gestelle oder Baulichkeiten geplant und gefertigt werden, Stoffe genäht oder Dekorationselemente hergestellt werden müssen, sollte da 9 – 12 Monate vorher mit der Planung begonnen werden. Bei nicht ganz so anspruchsvollen Dekorationen, die sich in einem mehr oder weniger nur floristischem Rahmen bewegen, sollten es aber auch gut 6 Monate sein. Letztlich ist alles Handwerk und da muss je nach Aufwand ja nicht nur der Termin selber, sondern auch genug Freiraum zur Vorbereitung eingeplant werden.

Wie läuft eine Beratung/ Erstgespräch bei Ihnen üblicherweise ab?

Bevor ein Brautpaar zu mir in die Beratung bzw. zur Dekorationsbesprechung kommt, sollte es wissen, wie es sich die Hochzeit vorstellt. Wo, wie, wann und das Was an Dekorationswünschen, sowie Farben und Style (Thema) sollten klar sein und wünschenswerterweise in einem Moodboard zusammengestellt und uns vor dem Gespräch zugesandt werden. So können wir uns auch schon einmal Gedanken und ein erstes Bild machen. Entweder kommt dann das Paar zu uns in die Werkstatt und wir erarbeiten gemeinsam anhand der Vorgaben und unter Berücksichtigung von Details und der Persönlichkeit des Paares gemeinsam ein individuell maßgeschneidertes Dekorationskonzept, wobei wir möglichst viel mit den dann am Ende verwendeten Dekomaterialien visualisieren und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren. Oder wir erarbeiten (oft gemeinsam mit der Weddingplanerin / dem Weddingplaner) nach Besichtigung der Örtlichkeiten und nach ersten Vorgaben ein grobes Konzept, dass wir dem Brautpaar dann in einem persönlichen Gespräch anhand von Ideenskizzen vorstellen, Details besprechen, Änderungen und weitere Wünsche aufnehmen. Hieraus erstellen wir dann ein Exposé und detailliertes Konzept.

Was für falsche Vorstellungen haben Bräute manchmal?

Es sind vor allem meist falsche Budgetvorstellungen, die auf dem Nichtwissen, was das Planen, Anfertigen und die Ausführung einer Hochzeitsdekoration, vor allem an Zeitaufwand bedeutet und nichts mit Blumen kaufen zu tun hat!

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Hochzeitstrends der letzten Jahre? Was liegt momentan im Trend?

Ich denke am einschneidendsten war der floristische Einfluss und die Trends aus Übersee (Amerika, Australien, England) via Pinterest, Instagram und Co. Deutsche Floristik gehorchte bis dahin sehr klaren handwerklichen Strukturen in farblicher, gestalterischer und handwerklicher Hinsicht. Plötzlich war das gar nicht mehr wichtig, sondern farblich ging, was gefiel, Formbinderei und gestalterische Richtlinien verloren an Bedeutung. Begriffe wie „WILD“ und „NATÜRLICH“ eroberten die Hochzeitsfloristik, was für viele ausgebildete Floristen eine echt unüberwindbare Hürde war und ist. Ein Trend, der das mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck brachte, war der BOHO Style, eine Mischung aus Vintage und Schick und Hippizeit! Derzeit liegen Trockenflorale, edle weiß-goldene, aber auch blumenreduzierte rein grüne Dekorationskonzepte voll im Trend.

Gibt es eine Ästhetik, die Sie momentan für Hochzeiten besonders mögen?

Ich mag gerade farbenfrohe Kombinationen aus Blumen und naturhaftem üppigem Grün, aber auch edle weiß-gold oder etwas pastellige Kombinationen.

Gibt es noch irgendeine Besonderheit, die Sie erwähnen möchten?

Geht nicht – gibs nicht!

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